Eines von vielen Presse-Echos

Als Glarner Zigermanndli deckt Richi Bertini mit dem ungetrübten Blick des einfachen Mannes Pleiten und Pannen des modernen Alltags auf. Am Freitag war der leidenschaftliche Unterhalter und Witze-Erzähler in der Alten Mühle in Gams zu Gast. Sein Programm «Ginüggelwys» begeisterte.
Von Christine Odermatt
Gams. – Die Glarner sterben langsam aus, denn die Jugend sucht lieber beim Bungee Jumping den gewissen Kick als für Nachwuchs zu sorgen. In der Stadt weiss man nicht mehr, wie eine Kuh aussieht, aber man fährt neu Citybike statt Velo. Die Politiker lösen bloss diejenigen Probleme, die man ohne sie nicht hätte. Die Welt habe sich «ginüggelwys» (Hals über Kopf) verändert, so das Fazit des Zigermanndlis.
Doch für Richi Bertini, das Glarner Zigermanndli, ist dies kein Grund, Trübsal zu blasen. Der ehemalige Radiomoderator – die Glarner Stimme des Regionaljournals Ostschweiz von Radio DRS – brachte die Leute als Theaterspieler, Sänger oder Witze-Erzähler seit jeher gerne zum Lachen. Bereits sieben Tonträger mit Witzen hat er seit 1987 herausgebracht.
Als Zigermanndli trägt Bertini seinen reichen Schatz an Episoden und Witzen aus dem Glarnerland und der ganzen Schweiz live vor. Am Freitagabend präsentierte er sein Programm «Ginüggelwys» im voll besetzten Saal der Alten Mühle.
Im Frauenkloster erfunden
Bei seinen Auftritten hat das Zigermanndli natürlich immer ein «Stöckli» des grünen Glarner Schabzigers dabei. Dessen Entstehungsgeschichte bildet den roten Faden des Programms. Doch nicht die Glarner erfanden diese Spezialität, sondern das Frauenkloster Säckingen. Die Glarner, Untertanen des Stiftes Säckingen, waren aber so gewitzt, im 15. Jahrhundert ein Dekret zu erlassen, welches die Zigermischung ausserhalb des Glarnerlandes verbot – das erste Markenprodukt Europas war geboren. «Früher, da waren die Glarner noch innovativ», so das Zigermanndli.
Seitenhiebe mit Augenzwinkern
Wann immer sich die Gelegenheit bietet, von der Geschichte des Zigers auf die Absurditäten der heutigen Zeit zu sprechen zu kommen, nutzt dies Bertini. Mit seinen Witzen führt er den Zuschauern augenzwinkernd, erfrischend ehrlich und manchmal auch bissig vor Augen, dass die moderne Gesellschaft nicht notwendig schlauer ist als die Glarner von damals. Auch amüsante Seitenhiebe gegen Politik, Behörden und das starke Geschlecht fehlen nicht.
Der Auftritt des Zigermanndlis sorgte beim Publikum für grosses Gelächter und wurde lange beklatscht. Eine Zugabe bildete den Abschluss des zweistündigen Programms. Und wie soll die moderne Gesellschaft nun wieder zur Glarner Bauernschläue von damals finden? «Esst mehr Ziger, er regt das Gehirn an» – so der abschliessende Rat des Zigermanndlis. –

Richi Bertini